SPD-Fraktion für günstigere Variante C bei Sportplatzfrage in Peckeloh

Am vergangenen Donnerstag fand die Abstimmung über die Varianten in der Frage der neuen Sportplätze in Peckeloh im Stadtrat statt.

Die SPD Fraktion hat in einem langen Prozess intensiv abgewogen und hat sich für die günstigere Variante C ausgesprochen.

SPD-Fraktionsvorsitzender Patrick Schlüter hat die Entscheidung in seinem Redebeitrag in der Ratssitzung ausführlich begründet:

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

Zuallererst ein paar Vorbemerkungen gerade auch wegen der zahlreichen Gäste hier heute im Saal.

Der SC Peckeloh leistet hervorragende Arbeit und ist auch gerade mit seinen Aktionen neben dem Kerngeschäft Sport für unsere Stadt sehr wertvoll. Daher darf hier keiner den Fehler machen und in eine Entscheidung, die nicht dem Wunsch des Vereins entspricht, mangelnde Wertschätzung für die wichtige Arbeit des SC Peckeloh hineininterpretieren. Das ist mit Nichten so.

Es ist auch völlig klar, dass es akuten Handlungsbedarf für den Kunstrasen in Peckeloh gibt. Ich bin nur Laie im Sportplatzbau, aber so wie uns der Platz gezeigt wurde, kann ich die Entscheidung einer Fachfirma und der Stadtverwaltung, dass der Platz weiter problemfrei bespielbar ist, wenig nachvollziehen.

Möglicherweise müssen wir feststellen, dass wir rückblickend hier viel zu spät in Planungen eingestiegen sind.

Und ich will ergänzen 15 Jahre hat die Stadtverwaltung unter verschiedenen Bürgermeistern uns in den Gremien immer wieder gesagt, die vorhandenen Plätze seien lärmschutztechnisch nicht zu legalisieren. Ich bin mir sicher hätte man uns vor 5 Jahren die heutige Variante C vorgelegt, dann wäre das seit 3 Jahren schon umgesetzt.

Aus dem Druck des schlechter werdenden Platzes entstand dann die Variante A am möglichen neuen Standort Am Wiedenfeld mit Kosten jenseits von 7 Millionen Euro. Da war schnell klar, dass das ein Volumen ist, dass für Versmold nicht darstellbar ist, also beauftragte die Politik die Stadtverwaltung weitere günstigere Varianten zu entwickeln. Eine Variante mit einem Wechsel auf die andere Seite der B476 fiel leider der Nichtverfügbarkeit der Flächen zum Opfer. Vermutlich wäre das die beste Variante zur Weiternutzung der vorhandenen Infrastruktur gewesen.

Es entstand u.a. die Variante C, mit einer ersten groben Kostenschätzung von 3,758 Millionen Euro, die im politischen Raum auf viel Zustimmung stieß und auch vom Bürgermeister als gute Lösung für den Verein dargestellt wurde. Hier wurden die Kritikpunkte des SC Peckeloh, dass es unhaltbar sei, umgezogen quer durch den Ortsteil zur Wöste gehen zu müssen, mit dem, Bau eines Umkleidegebäudes in der Wöste und der dortigen Anlage von 34 neuen Parkplätze, begegnet. Zudem wurden Vorschläge zur lärmschutztechnischen Lösung mit Lärmschutzwänden im Süden des Platzes an der Schule mit einer Höhe von 6,50 m und im Osten 5,50m und nicht wie von den Anwohnern dort niedergeschrieben 6,50 m vorgelegt. Städtebaulich durch Begrünung im Süden keine Veränderung zu heute mit dem zugewachsenen Ballfangzaun und den daran anschließenden Bäumen. Im Osten muss das Ziel sein, möglichst weit weg von den dortigen beiden Grundstücken zu gehen und dort an der Seite die hochpreisigen durchsichtigen Lärmschutzwände zu errichten.
An der Wöste ist im Übrigen eine Lärmschutzwand von 4,50m Höhe vorgesehen, die dort sicherlich auch gut begrünt werden kann und sich städtebaulich dort angemessen eingliedern kann.

Der Variante C konnte der Verein gar nichts abgewinnen und lehnt sie vehement ab und kündigte Öffentlichkeitswirksam an, dass man für die Variante C keinerlei Eigen- und Sponsoringleistungen erbringen will. Diese so frühzeitige so harte Positionierung kann ich nur mit deutlicher Kritik entgegentreten. Bei allem Verständnis für die eindeutige Wunschlage des Vereins, sollten wir weiterhin konstruktiv miteinander umgehen.

Anerkanntermaßen hat der Verein ein sehr gutes Gesamtpaket von Sponsoring- und Eigenleistungen für die Wunschlösung A2 erarbeitet und auch schon zahlreiche konkrete Zusagen der Stadtverwaltung vorgelegt. Das ist an dieser Stelle auch nicht klein zu reden und verdient wirklich Hochachtung und zeigt wie gut der Verein in diesen Sachen funktioniert.

Auf der anderen Seite haben wir als gewählte Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter nach unserer Wahl am 12. November 2020 einen Eid geschworen, dass wir unsere Aufgabe zum Wohle der Stadt Versmold erfüllen werden.

Daher gehören in unsere Abwägungen auch die Fragen, was kann sich die Stadt Versmold leisten und was will sie sich im Quervergleich zu anderen Aufgaben an dieser Stelle leisten.

Ein komplett kreditfinanzierter Invest von Stand heute geschätzt mindestens 4,2 Millionen Euro, zudem dann noch z.B. weitere Erschließungskosten, wie eine vernünftige Fußgänger- und Radfahrerzuwegung an der Hebbelstraße und Ertüchtigungen der Straße Am Wiedenfeld hinzukommen müssen. Die Planungen Am Wiedenfeld sehen vermutlich auch aus Kostengründen eine Minimierung der Umkleidekabinen auf 4 vor.

Liebe Leute, da ist doch schon heute klar, dass das bei 2,5 Spielfeldern nicht ausreichen wird. Und so könnte ich noch einige weitere Punkte aufzählen, die darauf hindeuten, dass das Ziel der Umplanungen war, möglichst nah an die Kostenschätzung der Variante C zu kommen, die einmal aufgestellt nie genauer überprüft wurden. Das sehen wir sehr kritisch: Variante A2 ist minimalistisch gerechnet worden und unserer Meinung ist in Variante C noch einiges an Luft in der Kalkulation. Gerade auch die Darstellung im Fachausschuss, dass erst auf Nachfrage Aussagen zur Variante C vorgestellt wurden, lässt in meiner Fraktion Zweifel an einem wirklich ergebnisoffenen Prozess aufkommen. Das finden wir sehr schade.

Die Frage der aktuellen und der prognostizierten Baukostensteigerungen lässt bei uns große Zweifel aufkommen, ob am Ende auch die 4,2 Millionen Euro unten rechts stehen werden und Alternative Handlungsmöglichkeiten bei Kostensteigerungen nach Baustart haben wir nicht – wir können kaum den Platzbau zur Hälfte abbrechen oder gar keine Umkleiden bauen. Also werden wir Baukostensteigerungen zum größten Teil tragen müssen.

Bei allem Verständnis für den Wunsch des SC Peckeloh für die aus ihrer Sicht favorisierte Lösung am komplett neuen Standort, können wir nach intensiver Abwägung diesen Schritt nicht mitgehen.

Wir sind auf der ersten Zielgeraden eines langen Weges auf dem die SPD-Fraktion mit verschiedenen Vertretern des Vereins, mit Anwohnern an allen drei Standorten und nicht zuletzt auch mit vielen anderen Versmolder Bürgerinnen und Bürgern über die Entscheidung gesprochen hat, Argumente ausgetauscht, sich vor Ort mehrfach ein Bild gemacht hat und sich in den Ausschussberatungen und auch in den vielen Dialogen im Hintergrund immer konstruktiv in den Prozess eingebracht hat und mehrfach gezielt Fragen gestellt hat, die die Verwaltung immer prompt beantwortet hat. Dafür an dieser Stelle vielen Dank.

Auf dieser ersten Zielgeraden kommen wir zu dem Schluss, dass die Variante A2 für uns nicht zustimmungsfähig ist und wir mit einem konstruktiven Beschlussvorschlag für die weitere Planung der Variante C votieren werden.

Meine Fraktion ist einstimmig der Meinung und es gibt bei uns keinerlei Fraktionszwang, sondern jeder ist nur seinem Gewissen verpflichtet, dass wir in diesen zutiefst unsicheren Zeiten uns nicht auf ein finanzielles Wagnis einlassen sollten, deren Ausgang und langfristige Wirkungen heute null,null absehbar sind.

Wir können aus unserer Sicht nicht die Augen davor verschließen, dass die Welt heute ein ganz andere ist als noch vor gut 7 Monaten. Die Versmolder Bevölkerung, leider wie uns immer wieder in Statistiken aufgezeigt wird, häufig im unteren Lohnsegment angesiedelt, hat große Sorge davor wie die eigene warme Wohnung im kommenden Winter bezahlt werden kann und wir beschließen hier einen komplett neuen Sportplatzstandort im Umfang von Stand heute gut 5,9 Millionen Euro, wovon nach heutigem Erkenntnisstand die Stadt mindestens 4,2 Millionen Euro beitragen soll.

Schon in meiner Haushaltsrede im letzten Dezember habe ich darauf hingewiesen, dass die Sportplatzentscheidung eine sehr schwierige wird und wie ausgeführt haben wir uns unsere Entscheidung in den letzten Wochen und Monaten nicht leicht gemacht. Am Ende können wir wegen der Dimension der Investition und der unsicheren Zeiten die Variante A2 nicht mitgehen. Jährlich 16.000 Euro mehr Aufwand für die nächsten Jahrzehnte werden vom Kämmerer als nicht ausschlaggebend dargestellt. Wenn ich die zahlreichen intensiven Diskussionen über viel geringere Aufwandssteigerungen in den letzten Jahren Revue passieren lassen, wirkt diese Aussage aus unserer Sicht nicht authentisch und überzeugt uns nicht.

Versmold war immer stark im Finden eines pragmatischen Weges, dem so oft in Sitzungen zitierten Versmolder Weg. Wir plädieren dafür, dass wir uns hier und heute gemeinsam mit breiter Mehrheit auf diesen Versmolder Weg begeben und gemeinsam Verein, Politik, Anwohner und Stadtverwaltung die Variante C zu einer bezahlbaren und tragfähigen Lösung weiterentwickeln. Der Verein der Leistungen von mehr als 1,7 Millionen Euro in Sponsoring- und Eigenleistungen für Variante A2 erbringen kann, könnte unserer Meinung Eigen- und Sponsoringleistungen von mindestens 550.000 Euro für die Variante C erbringen.

Daher wir einen eignen Beschlussvorschlag auf Basis des von der Grünen Fraktion in den BIGKISS eingebrachten Vorschlages erarbeitet und haben diesen vor der Sitzung bei der Stadtverwaltung eingereicht, so dass er jetzt der Einfachheit halber vorne auf der Leinwand dargestellt werden kann.

  1. Die Verwaltung wird beauftragt, die Variante C weiter zu planen und die erarbeitete Ausführungsplanung der Stadtvertretung zur finalen Entscheidung vorzustellen.
  2. Mit dem Verein SC Peckeloh ist in den Dialog über geeignete Eigen- und Sponsoringleistungen, insbesondere im Zusammenhang mit den Positionen Kleinspielfeld, Befestigung und Begrünung des Grundstücks, Rückbau Geländefläche, Stellplatzanlage Wöste, der umzusetzenden Getränkehütte und des Gebäudeneubaus in der Wöste zu treten.
  3. Im Haushalt 2023 sollen investive Mittel in Höhe von maximal 3,25 Mio. Euro zur Umsetzung des Projektes eingeplant werden. Die finale Freigabe der Mittel soll durch Beschluss der Stadtvertretung im Laufe des Jahres 2023 erfolgen.
  4. Im Dialog mit der Anwohnerschaft rund um den Kunstrasenplatz sowie das Wöstenstadion soll nach Möglichkeiten gesucht werden, im Interesse der Anwohner im Zuge der weiteren Planung Verbesserungen insbesondere in den Bereichen Lärmschutz und Verkehr zu erzielen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.