SPD: „Konsequentes Handeln gefordert“
Noch immer sind die Corona-Fallzahlen im Kreis Gütersloh sehr hoch, und zwar bei einer Inzidenz von um die 200 neuen Positivtestungen pro 100.000 Einwohner*innen innerhalb der letzten Woche. Und das, obwohl über die Feiertage weniger getestet und damit auch weniger gemeldet wurde. Mit diesem hohen Infektionsgeschehen liegt der Kreis Gütersloh in Ostwestfalen-Lippe derzeit an der Spitze der Betroffenheit. Über 130 Menschen werden zurzeit allein im Kreis Gütersloh wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt. Fast 140 Menschen sind bereits seit Beginn der Pandemie hier im Kreis mit dem Corona-Virus verstorben. Das Städtische Klinikum Gütersloh hatte wegen eines Corona-Ausbruchs über viele Tage einen Aufnahme-Stopp für Notfälle verhängen müssen. Kliniken in der Region geraten an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. In den Pflegeeinrichtungen Ostwestfalens breitet sich das Virus weiter aus.
Die SPD im Kreis Gütersloh ermutigt Landrat Adenauer angesichts der dramatischen Lage zu konsequenterem Handeln im Kampf gegen die Corona-Pandemie. „Die FDP hatte jüngst zu Recht kritisch hinterfragt, ob die Maßnahmen, die der Landrat als zusätzlich zum bundesweiten Lockdown verkündet hatte, überhaupt eine Wirkung entfalten“, stellt SPD-Kreisvorsitzender Thorsten Klute fest. Die vom Kreis verhängte Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr jedenfalls war kaum verkündet, da verwässerte das NRW-Gesundheitsministerium diese schon wieder bis zur Unkenntlichkeit. „Der Kreis Gütersloh muss konsequenter eigene Wege gehen und dabei notfalls auch härter in den Konflikt mit dem Land gehen“, sagt Thorsten Klute. „Sollte es in der kommenden Woche beim Bund-Länder-Gipfel im Falle einer Öffnung der Schulen keine klare Linie für mehr Schutz geben, dann empfehle ich dem Landrat dringend, mit den Schulleitungen im Kreis über die Einführung von geteilten Klassen mindestens bis zum Ende des Schulhalbjahres zu sprechen. Andere Schulen in Ostwestfalen machen das bereits seit einiger Zeit und es funktioniert in dieser Krise als vorübergehendes Instrument gut, vor allem in den oberen Jahrgängen. Und wenn das in Bielefeld und Herford klappt, dann klappt das auch im Kreis Gütersloh.“ Auch als Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales im Gütersloher Kreistag sei ihm wichtig zu wiederholen: „Gerade Berufskollegs mit ihren weitgehend erwachsenen Schüler*innen können Infektionsherde sein und damit ganze Ausbildungsbildungsbetriebe lahmlegen. Da muss man vorbeugen, so gut es geht.“ Gerne biete er Informationen darüber an, wie andere Schulen in der Region den sogenannten hybriden Unterricht bereits durchführten, um den berechtigten Anspruch auf Bildung und den notwendigen Gesundheitsschutz in der zweiten Welle der Pandemie besser unter einen Hut zu bringen.
Mehr Mut wünscht sich Thorsten Klute auch in puncto Präsenzgottesdienste: „Ich bin selbst praktizierender Christ, gehe nicht nur an Weihnachten in die Kirche. Nächstenliebe bedeutet in dieser Zeit aber auch, mögliche Gefährdungen anderer zu vermeiden und auf Präsenz zu verzichten.“ Die Nachricht, dass eine freikirchliche Gemeinde in Herford noch am gestrigen Samstag gegen alle Corona-Regeln verstoßend einen Gottesdienst mit 100 Menschen gefeiert habe, bis die Polizei die Veranstaltung aufgelöst hatte, müsse alle betroffen machen. Auch im Kreis Gütersloh seien Gottesdienste immer wieder Infektionsherde gewesen. „Ist es da nicht besser, vorübergehend Präsenzgottesdienste ganz zu untersagen und bei Bedarf Hilfestellung für digitale Gottesdienste anzubieten?“, fragt der Vorsitzende der SPD im Kreis Gütersloh. Dabei hat er auch das bevorstehende Weihnachtsfest der Ostkirchen im Blick. „Es geht ja nicht darum, Religion zu untersagen. Im Gegenteil: Es geht darum, Religionsausübung ohne Gefährdung zu ermöglichen.“ Da müsse man notfalls auch in Konfliktgespräche mit dem NRW-Gesundheitsministerium gehen. Ausdrücklich dankt Thorsten Klute den vielen Gemeinden im Kreis Gütersloh, die sich schweren Herzens eigentständig für einen Verzicht auf Präsenzgottesdienste in diesen Wochen entschieden hätten.
In Großbritannien erlebe man bereits, dass die Krankenhäuser aufgrund der hohen Corona-Zahlen nicht mehr voll in der Lage seien, andere Krankheiten angemessen zu behandeln. In einigen Regionen Deutschlands sei man nicht mehr weit davon entfernt. „Wenn es soweit kommt, dass alltägliche Notfälle wie zum Beispiel Herzinfarkte nur noch eingeschränkt behandelt werden können, dann ist der Preis der Allgemeinheit für die Partylaune Einzelner ziemlich hoch“, mahnt Thorsten Klute. „Deshalb ist jetzt Konsequenz gefragt. Die Zahlen müssen runter. Dann können wir auch wieder freier leben.“