Gütersloh (din) – Nach wie vor besteht das Ziel, auf der Strecke der Teutoburger Wald-Eisenbahn (TWE) zwischen Harsewinkel, Gütersloh und Verl wieder Personenzüge fahren zu lassen. Auf diese Weise sollen außer dem Ausbau des ÖPNV die Gleise auch für den Güterverkehr gesichert werden. Diesem Ziel kommen die Kommunen jetzt einen Schritt näher.
In der Verbandsversammlung des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL), die an diesem Donnerstag in Unna tagt, werden zwei Machbarkeitsstudien vorgestellt – eine für die TWE-Strecke und eine für das zweite Reaktivierungsprojekt, die Strecke der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE) zwischen Münster und Sendenhorst.
Details sind noch nicht bekannt, wohl aber eine Tendenz. Ein Sprecher in Unna sagte der „Glocke“ am Mittwoch vorsichtig, nach allem, was bisher zu hören gewesen sei, könne man „fest davon ausgehen“, dass beide Maßnahmen positiv bewertet würden. Der Sprecher kündigte für den heutigen Donnerstag nach der Sitzung eine Pressemitteilung an.
Kaum anders kann man auch den Beschlussvorschlag für die Versammlung für das weitere, formal recht komplizierte Vorgehen verstehen. So soll die Verbandsversammlung beschließen, „nach Vorlage des abschließenden Berichts die Maßnahmen (WLE und TWE, Anm. d. Red.) über die Regionalräte Münster und Detmold beim Land zur Aufnahme in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes anzumelden“. Das ist seit Jahren das Ziel, hat aber bis heute nicht geklappt.
Bei entsprechenden Beschlüssen der Regionalräte und Aufnahme in den Bedarfsplan soll der NWL das Land laut Vorlage auffordern, „die Maßnahmen auch dem Verkehrsausschuss des Landes zur Aufnahme in den Infrastrukturfinanzierungsplan vorzuschlagen“.
Ohne entsprechende Mittel des Landes wird der Aufbau einer Infrastruktur mit an die 70 Bahnübergängen, Haltestellen, Radstationen und Parkplätzen an der etwa 24,5 Kilometer langen Schienentrasse kaum möglich sein. In früheren Berichten war die Rede von Kosten in Höhe mehr als 30 Millionen Euro. Aus Sicht des NWL scheint das weitere Vorgehen also klar zu sein. Andernfalls hätte die Beschlussvorlage einen Prüfauftrag enthalten. Stattdessen sollen die nächsten Schritte eingeleitet werden.
Die Studien in Form standardisierter Bewertungen beider Strecken hatte im April der Gutachter PTV Transport Consult mit Sitz in Karlsruhe nach einer beschränkten Ausschreibung übernommen. Darin dürfte es vor allem um eine Kosten-Nutzen-Analyse gehen, bei der das erwartete Fahrgastaufkommen den Investitions- und Betriebskosten gegenüber gestellt wird.
Vor acht Jahren sind die jährlichen Betriebskosten für den schienengebundenen Personennahverkehr auf rund zwei Millionen Euro beziffert worden. Die Räte in Gütersloh, Verl und Harsewinkel hatten beschlossen, sich mit jeweils 300 000 Euro auf 20 Jahre zu beteiligen, 100 000 Euro sollten vom Kreis kommen. Die zweite Million sollte der Zweckverband NWL zu den Betriebskosten beisteuern.
Vor der Presse betonten die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvan Korkmaz, zugleich Mitglied in der Verbandsversammlung des NWL, und der verkehrspolitische Sprecher der Kreistagsfraktion, Klaus Tönshoff, am Mittwoch die Notwendigkeit der Reaktivierung in Verbindung mit der Verkehrswende. „Wir hoffen auf ein positives Ergebnis und dass der Nikolaus einen dicken Stiefel dabei hat“, erklärten beide unisono mit Blick auf die Studien. Gerade in Gütersloh seien zum Beispiel die Probleme auf der Verler Straße durch die Autos („Da geht es nichts vor und nicht zurück“) nur mit einem Ausbau und Bussen nicht in den Griff zu bekommen.
Die Übernahme der Betriebskosten scheine den Kommunen erspart zu bleiben, sagte Tönshoff, da sie wohl in die Förderung des Landes einflössen. Allerdings könnten die Kosten für die Infrastruktur gedrittelt werden: ein Drittel für den Betreiber, eins für die Kommunen und eins für das Land. Geld sei in Düsseldorf wohl vorhanden, sagte Korkmaz. Und: „Es liegt im Landesinteresse, die Mobilität zu fördern.“