Am 1. August 1969 In Versmold NPD-Ortsbereich gegründet

Die Versmolder SPD

Die Versmolder SPD erinnert am 1. August an das Verbot der Partei im Nationalsozialismus vor 75 Jahren und an die Gründung eines so genannten Ortsbereichs der NPD in Versmold im Jahr 1969.
Als Hitler überall in Deutschland die SPD verbot, da wurde dieser Schritt auch in Versmold vollzogen. Die Sozialdemokraten waren im Jahr 1933 in Versmold die einzige im Stadtrat vertretene Gegenpartei zur Einheitsliste, einem national-bürgerlich orientierten Zusammenschluss.
Am 22. Juni 1933 wurde die SPD dann reichsweit verboten. Zwei Tage später, am 24. Juni 1933, trafen sich die Arbeiter Otto Brameier, Rudolf Koch, Erich Temme und Gustav Temme in der Versmolder Bahnhofsgaststätte. Koch war damals Vorsitzender der Versmolder SPD. Die Frustration der vier Genossen muss enorm gewesen sein: Sämtliche Ratsmandate waren erledigt, die Gewerkschaften aufgelöst, die SPD verboten, das Parteivermögen beschlagnahmt.
Als sich die Vier in der Bahnhofsgaststätte trafen, sangen sie Lieder der Arbeiterbewegung, darunter auch die damals sehr beliebte Internationale. Anschließend wurden sie verhaftet. In der Verhaftungsanordnung des Landrats vom 29. Juni 1933 heißt es dazu: „Sie haben hierdurch öffentlich ihre staatsfeindliche Einstellung gegenüber der nationalen Regierung bekundet. „Zum Schutz von Volk und Staat“ ordnete der Landrat für die vier „Inschutzhaftnahme“ an. Sie wurden in Bielefeld inhaftiert.
Am 1. August 1933 wurden Otto Brameier, Rudolf Koch, Erich Temme und Gustav Temme dann wieder aus der Haft entlassen. Zuvor mussten sie unterschreiben, dass sie „sich nach ihrer Entlassung aus der Schutzhaft in Zukunft jeder staatsfeindlichen politischen Tätigkeit, insbesondere jeder Teilnahme an hoch- und landesverräterischen Umtrieben, zu enthalten haben.“ Ferner musste sie ausdrücklich anerkennen, auf Ansprüche auf Grund der gegen sie getroffenen polizeilichen Maßnahmen zu verzichten.
„Mit großem Respekt gedenken wir heute derer, die den Mut hatten, der Diktatur zu kontern, für Demokratie und Menschenrechte sogar bereit waren in Haft zu gehen“, erinnert Patrick Schlüter, heute Vorsitzender der Versmolder SPD, 75 Jahre später an die Zeit des Verbots seiner Partei.
Auf den Tag genau 36 Jahre später, am 1. August 1969, gründet sich übrigens dann in Versmold ein so genannter Ortsbereich der NPD. Die nationalistische Partei trat bei den Kommunalwahlen 1969 an und erhielt in einem der heutigen Ortsteile der Stadt mit sieben Prozent sogar ein Mandat in der Gemeindevertretung. Anfang der 70er Jahre war die NPD dann in Versmold aktiv und machte bei der Landtagswahl 1970 und bei der Bundestagswahl 1972 aktiv Werbung in der Stadt.