
Unter dem Titel Sie schuften im deutschen Schlachthaus (Tyrają w niemieckiej rzeżni) prangerte die große polnische Tageszeitung Gazeta Wyborcza am 30. April auf ihrer Titelseite die Lebens- und Arbeitsbedingungen ausländischer Arbeitskräfte in Teilen der deutschen Fleischwarenindustrie und gerade im Kreis Gütersloh an. Mit Hinweis auf das Umfeld der Firma Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück berichtete die Gazeta Wyborcza in den Folgetagen mehrfach kritisch über den Umgang mit Wanderarbeitnehmern in Deutschland. Von Stundenlöhnen in Höhe von 3,50 EUR, von 12 Stunden täglicher Arbeitszeit und von fragwürdigen Unterbringungen war zu lesen. In der Kritik stehen dabei auch gerade polnische Vermittlerfirmen.
In einem vereinten Europa tauschen sich auch die Medien aus. So hat die Diskussion über die Arbeitsbedingungen in der Fleischwarenindustrie inzwischen auch verschiedene deutsche Zeitungen erreicht. Von Lohndumping, Kapitalismus pur und der Notwendigkeit eines Mindestlohns für die Branche ist die Rede.
Die Versmolder SPD stellt mit Zufriedenheit fest, dass die in der deutschen und polnischen Presse beschriebenen Zustände auf Versmold nicht zutreffen. Versmolder Unternehmer handeln verantwortungsvoll und produzieren Qualität!
Gleichwohl setzen Billiglöhne eine ganze Branche unter Druck. Das ist Grund genug, sich vor Ort dem Thema zu widmen. Die Versmolder SPD lädt daher ein zum Gesprächsabend
Sie schuften im deutschen Schlachthaus –
Arbeitsbedingungen in Teilen der deutschen Fleischwarenindustrie
am 29. Mai 2007 um 19.00 Uhr im Hotel Froböse, Gestermannstr. 15, in Versmold.
An dem Abend wird Bürgermeister Thorsten Klute ein Gespräch zwischen dem polnischen Journalisten Bartosz Wieliński und dem heimischen Gewerkschafter Werner Dümpelmann über Mindestlöhne und die Lebens- und Arbeitsbedingungen ausländischer Wanderarbeitnehmer in der deutschen Fleischwarenindustrie sowie über die Arbeitnehmerfreizügigkeit in Europa moderieren.
Bartosz Wieliński ist Deutschland-Korrespondent der Gazeta Wyborcza und lebt in Berlin. Mit seiner kritischen Berichterstattung in seinem Heimatland hat er die aktuelle Diskussion in Deutschland ausgelöst. Die Gazeta Wyborcza ist nach einem Boulevard-Blatt die zweitgrößte polnische Tageszeitung und von ihrer Bedeutung mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung zu vergleichen. Sie hat ihren Ursprung in der polnischen Freiheitsbewegung und im Widerstand gegen den Kommunismus und gilt heute als im Ausland am meisten beachtete polnische Tageszeitung.
Werner Dümpelmann ist Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung – Genuss – Gaststätten (NGG) im Bezirk Bielefeld-Herford und Bünde-Minden-Lübbecke mit den Schwerpunkten, Fleisch, Handel, Spirituosen und Nährmittel. Außerdem ist Werner Dümpelmann stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft NGG in Nordrhein-Westfalen. In Versmold ist er seit Jahren als engagierter Arbeitnehmervertreter bekannt.
Alle Interessierten sind zu dem Gesprächsabend herzlich eingeladen.