
Ein großer Wurf war er sicher nicht, der in der vergangenen Woche vorgestellte Familienbericht. Angesichts des stolzen Preises von etwa 100.000 EUR konnte das Paderborner Institut pbreport, das im Auftrag des Kreises Gütersloh die Situation der Familien im Kreis beleuchten sollte, nicht überzeugen. Die vielen allgemeinen und kaum auf den Kreis oder gar unsere Stadt Versmold bezogenen Aussagen des Berichts sowie die wenig professionelle Darstellung haben mich eher enttäuscht.
Und doch war die Vorstellung dieses knapp 300 Seiten umfassenden Textes nicht umsonst. Schließlich war die Veranstaltung der Anlass zu einer von der Volkshochschule Ravensberg moderierten Diskussionsrunde mit Vertretern verschiedener in Versmold mit Familienproblemen befasster Organisationen. Gerade diese Runde habe ich als besonders wertvoll empfunden. So war mir der von der Leiterin der Grundschule Sonnenschule und der Vertreterin der Familienberatung des Evangelischen Kirchenkreises Halle geschilderte erhöhte Bedarf an Kinder- und Jugendtherapeuten in Versmold bisher nicht bekannt. Dass Kindertagesstättenplätze in unserer Stadt fehlen, ist zwar kein Geheimnis, wurde allerdings selten so deutlich in der Öffentlichkeit gesagt wie in der vergangenen Woche. Viele weitere Anregungen der verschiedenen Versmolder Fachleute haben die Diskussion im Anschluss an die Vorstellung des Familienberichts bereichert.
Nun muss daran weiter gearbeitet werden. Es wäre ein Rückschritt, wenn die vielen von Praktikern gelieferten Ergebnisse des Abends zwar von allen Seiten Lob erführen, anschließend aber in einer Schublade des Rathauses verschwänden. Schon beim Stadtmarketing, wo anderthalb Jahre nach der Vorstellung einer von zwei Professoren angefertigten, teuren Situationsanalyse nichts geschehen ist, hat sich gezeigt, dass die Gefahr des Verschwindens solcher Ergebnisse gar nicht so gering ist.
Ich schlage vor, die verschiedenen Vertreter der mit der Situation der Familien in Versmold befassten Organisationen zu bitten, Ihre Anregungen schriftlich der Stadtverwaltung vorzulegen oder aber in den Familienausschuss der Stadtvertretung einzuladen. Zwar berichten einzelne Fachleute immer wieder meistens in Form von Jahresberichten den Mitgliedern des Ausschusses. In so konzentrierter Form wie in der vergangenen Woche bei der Veranstaltung der Volkshochschule Ravensberg hat es das hingegen bisher noch nicht gegeben. Rat und Verwaltung müssen erörtern, welche der vielen offen vorgetragenen Ideen und Forderungen umgesetzt werden können. Wenn auf diese Weise ein Ruck durch unsere Stadt geht, dann war der Familienbericht doch etwas wert.